Inspirierender Blick über den Tellerrand beim 3. eHealth-Day in Hamburg

Unter dem Motto „Lernen von anderen Ländern“ trafen sich gestern in der Hamburger Handelskammer rund 200 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Forschung, Krankenkassen sowie Startups ebenso wie aus etablierten Unternehmen zum 3. eHealth-Day der Hansestadt.

Eingeladen hatte die Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH. Nach der Eröffnung durch die Geschäftsführung Birgit Schweeberg und Jan Quast erläuterte Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks den Stand der digitalen Lösungen für den Gesundheitsbereich in Hamburg. In zwei spannenden Keynotes lenkten Daniel Kompe von Microsoft Deutschland und Thomas Kostera von der Bertelsmann Stiftung den Blick anschließend ins Ausland.

Thomas Kostera stellte Kernergebnisse der Studie „#SmartHealthSystems – was Deutschland bei der Digitalisierung von anderen Ländern lernen kann“ vor. Ein ernüchterndes Resultat: Deutschland steht beim Digital-Health-Index im internationalen Vergleich bei 17 untersuchten Ländern aktuell auf dem vorletzten Platz. Spitzenreiter sind Estland, Kanada und Dänemark.

3. eHealth Day Hamburg Workshop

Drei parallele Workshops lenkten den Fokus am Nachmittag auf die digitalen Fortschritte in ausgewählten Ländern, die sich auf vorderen Plätzen befinden: Estland, Schweden und Dänemark. Expertinnen und Experten stellten die dortigen digitalen Lösungen vor und gaben Einblicke dazu, wie der Weg dorthin jeweils aussah. In dem von ihm geleiteten Workshop stellte Morten Elbaek Petersen das innovative dänische Gesundheitsportal sundhed.dk vor. Parallel präsentierte Erik Frisk von der Swedish eHealth Agency die eHealth-Vision 2025 seines Landes. Die weit fortgeschrittene elektronische Patientenakte in Estland war Thema von Mari Aru von der Berliner Botschaft ihres Landes.

Mein persönliches Fazit des 3. eHealth-Day hier in Hamburg: Wir haben in Deutschland einiges aufzuholen, das ist keine Frage. Unsere europäischen Nachbarn sind teilweise deutlich weiter in der Nutzung digitaler Anwendungen – übrigens nicht nur im Gesundheitsbereich. Besonders skandinavische und baltische Länder sind uns beim Thema eHealth aktuell deutlich voraus. Daher lohnt es sich, sich intensiv mit der dortigen Entwicklung auseinanderzusetzen, um möglicherweise das eine oder andere „Learning“ für Deutschland zu übernehmen.

Betrachtet man die Erfolgsfaktoren, die die Entwicklung dort positiv beeinflusst haben, so spielen neben den unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Gesundheitssysteme ein hohes Maß an Transparenz und ein grundsätzlich höheres Vertrauen der Bevölkerung eine wichtige Rolle. Auch der Umgang mit „Datenschutzpannen“ unterscheidet sich spürbar: Dominiert hierzulande teilweise noch eine eher rückwärtsgewandte Angst, so ist anderenorts eine deutlich konstruktivere Haltung sichtbar. Die Vorteile einer verantwortungsbewussten, datengestützten Medizin stehen hier klar im Vordergrund.

Aber auch in Deutschland tut sich etwas. Sowohl in der Abschlussdiskussion im Plenum wie auch in persönlichen Gesprächen in den Pausen zeigte sich: Der Nachholbedarf ist unbestreitbar da, gleichzeitig existiert inzwischen auch eine hohe Bereitschaft, von anderen Ländern zu lernen. Zumindest die Akteure, die sich gestern in der Handelskammer versammelt hatten, sind bereit und großteils sehr motiviert, die Digitalisierung der Gesundheitsbranche jetzt auch hierzulande aktiv voranzutreiben.